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Einer der größten Chemiker im 18. Jahrhundert war mit Sicherheit Antoine Laurent Lavoisier. Der am 28. August 1743 in Paris
geborene Lavoisier entsprang dennoch hauptberuflich nicht der Chemie. Er promovierte als Jurist und konnte durch die Hochzeit mit seiner Frau zum Steuerpächter aufsteigen. Schließlich wurde er 1775 zum Direktor
für die Salpetergewinnung berufen. Die Chemie betrieb er eher als "Hobby" neben seiner Tätigkeit als Bankier. Da er jedoch aus sehr wohl- habendem Hause kam, war er dennoch unabhängig und konnte sich
frei als Wissenschaftler betätigen. Aufgrund seiner exzellenten wissenschaftlichen Arbeit wurde er 1768 mit nur 25 Jahren in die französische Akademie der Wissen- schaften berufen. Dort war er unter anderem in der
Kommission für Maße und Gewichte tätig. Seine Labortätigkeiten waren vor allem Untersuchungen zur Verkalkung von Metallen. Heute versteht man darunter die Oxidation, früher lediglich die Verbrennung von
"Metallen" an der Luft. Lavoisier stellte fest, daß bei der Verkalkung von Zinn in einem geschlossenen Gefäß dieses an Gewicht zunimmt. Die Gewichtszunahme ist dabei immer proportional zur verwendeten Menge an
Zinn und muß von der das Zinn umgebenden Luft herrühren. Eine Gewichtsabnahme bei Verbrennungsvorgängen deutet er so, daß eine Substanz an die umgebende Luft abgegeben werden mußte. Eine weitere Erkenntnis war,
daß nur der zur Atmung geeignete Teil der Luft zur Verkalkung geeignet war. Die Tatsache, daß die verbrannten Stoffe bei Versetzen mit Wasser in eine Säure umwandelt, führte zum Begriff "Oxygène" bzw.
"Sauerstoff". Mit den Ergebnissen der Verbrennungen mittels der "dephlogisierten" Luft leitete Lavoisier die Wider- legung der Phlogiston-Theorie ein. Die Resultate seiner Verbrennungs-
untersuchungen trug Lavoisier am 26. April 1775 in der Académie des sciences vor: "Über die Natur des Prinzips, welches sich mit den Metallen bei ihrer Ver- kalkung verbindet und ihr Gewicht erhöht". Die
weiteren Experimente führten schließlich zur Veröffentlichung der vollständigen Theorie der Oxidation 1777. Eine weitere bahnbrechende Erkenntnis, die u.a. Lavoisier zu verdanken ist, ist die über die Zusammensetzung
von Wasser. Bis dato ist man beim Wasser von einem unzersetzlichen chemischen Stoff ausgegangen. Lavoisier konnte Wasserstoff gewinnen indem er Wasser auf in einem Kohlebecken glühende Eisenspäne laufen ließ und das
sich entwickelnde Gas auffing. Aus dem Eisen entstand dabei Eisenoxid, das durch den erhaltenen Wasserstoff wieder zu Eisen reduziert werden konnte. Damit hat er gezeigt, das ein Stoff durch Oxidation in eine neue
Verbindung überführt werden kann, durch eine Reduktion aber wieder gewonnen werden kann. Ebenso geht auf Lavoisier die Idee einer organischen Elementar- analyse zurück, die darauf beruht, das der eine organische
Verbindung zu Wasser und Kohlendioxid verbrannt wird und durch Mengenbestimmung die Zusammen- setzung ermittelt wird. Daraus entwickelte er zusammen mit Berthollet und Guyton die "Méthode de nomenclature
chimique", die in ihren Grundzügen noch die Basis für die heutige chemische Nomenklatur bildet. Trotz dieser zweifellos unersetzlichen Erkenntnisse für die Wissenschaft wurde Lavoisier ein tragisches
Opfer der französischen Revolution. Lavoisier wurde wegen seiner Tätigkeit als Generalsteuerpächter durch das "Comité Revolutionnaire" verhaftet. Vor dem Tribunal bat Lavoisier noch 15 Tage in sein Labor
zurückkehren zu dürfen um noch wichtige Versuche zu Ende führen zu können. Der Vorsitzende Cofinhal entgegnete ihm, daß die Republik weder Gelehrte noch Chemiker bräuchte. Lavoisier wurde schließlich am 8. Mai 1794
durch die Guillotine geköpft und auf dem berühmten Pariser Friedhof Père Lachaise begraben. |